In einer immer komplexer werdenden globalen Unternehmenslandschaft stehen Unternehmen vor der Konvergenz gewaltiger Herausforderungen in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Corporate Governance. Die Richtlinie der Europäischen Union zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, die im Januar 2023 in Kraft trat, stellt einen Meilenstein auf diesem Weg dar. Sie hebt die Bedeutung der ESG-Berichterstattung hervor und unterstreicht die Notwendigkeit eines soliden Rahmens für Governance, Risikomanagement und Compliance (GRC) mit soliden Grundlagen.
Die CSRD wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung für schätzungsweise 50.000 Unternehmen verändern, darunter in der EU börsennotierte Unternehmen, große EU-Unternehmen und Nicht-EU-Unternehmen mit umfangreichen Aktivitäten in der EU. Diese Richtlinie geht über die traditionelle Finanzberichterstattung hinaus und verlangt detaillierte Angaben zu Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsfragen. Das Debüt von standardisierten europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung normalisiert diese Offenlegungen weiter und gewährleistet Vergleichbarkeit und Transparenz.
Einer der wichtigsten Aspekte der CSRD ist die Einführung der „doppelten Wesentlichkeit“. Unternehmen müssen nicht nur darüber berichten, wie sich Nachhaltigkeitsaspekte auf ihr Geschäft auswirken, sondern auch über ihre Auswirkungen in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen. Dieser doppelte Fokus erfordert ein tiefes Verständnis sowohl der internen Abläufe als auch der umfassenderen Wertschöpfungskette.
Integration von ESG und GRC
Der allumfassende Charakter der CSRD-Anforderungen bringt ESG-Belange in den Kernbereich von Governance, Risikomanagement und Compliance:
- Governance: Die CSRD verlangt von den Unternehmen eine detaillierte Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, ihrer Ziele und ihrer Fortschritte. Dies steht in engem Einklang mit den Praktiken der Unternehmensführung und den Anforderungen an Vorstände und Geschäftsleitungen, Nachhaltigkeit in ihre strategischen Ziele und Entscheidungsprozesse einzubinden. Die Richtlinie fordert auch Informationen über Anreizprogramme und drängt die Unternehmen, die Vergütung der Führungskräfte mit den Nachhaltigkeitszielen in Einklang zu bringen.
- Risk Management: Nachhaltigkeitsrisiken wie Auswirkungen des Klimawandels oder Unterbrechungen der Lieferkette können die finanzielle Gesundheit, den Ruf und die Geschäftskontinuität/operative Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen. Die CSRD verlangt von den Unternehmen die Offenlegung von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen, was es für Risikomanager unabdingbar macht, ihre Ansätze über die traditionellen finanziellen und betrieblichen Risiken hinaus zu erweitern, die früher die Risikomanagementpraktiken dominierten. Sie müssen nun auch Klimarisiken, den Verlust der biologischen Vielfalt, Vielfalt und Integration, Menschenrechtsverletzungen und vieles mehr berücksichtigen.
- Compliance: Die Compliance erhält eine neue Dimension durch die in der CSRD verankerte Pflicht zur Überprüfung aller Nachhaltigkeitsinformationen. Unternehmen müssen die Genauigkeit und Zuverlässigkeit ihrer ESG-Daten sicherstellen, ähnlich wie bei Finanzdaten. Dies erfordert eine solide Datenverwaltung, klare Berichterstattungsprozesse und möglicherweise neue Systeme zur Erfassung und Verwaltung von Nachhaltigkeitsinformationen.
Praktische Schritte für die Integration
Die Unternehmen müssen jetzt handeln, da die EU-Mitgliedstaaten daran arbeiten, die CSRD bis Juli 2024 in öffentliches Recht zu überführen. Hier sind einige Schritte zur Integration von ESG, GRC und Risikomanagement:
- Funktionsübergreifende Teams: Bilden Sie Gruppen, in denen Nachhaltigkeitsbehörden, Gefahrenverwalter, Compliance-Behörden und Rechtsberater vertreten sind. Ihre unterschiedlichen Perspektiven werden bei der Entschlüsselung und Aktualisierung der CSRD von grundlegender Bedeutung sein.
- Gründliche Bewertung der Materialität: Führen Sie gründliche Analysen durch, um festzustellen, welche Nachhaltigkeitsthemen Ihr Unternehmen und Ihre Stakeholder am stärksten betreffen. Daraus ergeben sich Ihre Prioritäten für die Berichterstattung und Ihre Risikomanagementstrategien.
- Bewerten Sie Datensysteme: Beurteilen Sie die Fähigkeiten Ihrer bestehenden Systeme zur Erfassung und Übermittlung von Nachhaltigkeitsdaten. Möglicherweise müssen Sie in neue Tools investieren oder bestehende integrieren, um die Genauigkeit und Angemessenheit der Informationen zu gewährleisten.
- Lieferketten einbinden: Führen Sie Gespräche mit Lieferanten und Partnern über die Berichterstattung von Nachhaltigkeitsdaten. Erwägen Sie die Aufnahme relevanter Klauseln in Vereinbarungen, um den Datenzugang zu erleichtern.
- Nutzen Sie die Szenarienplanung: Setzen Sie die Szenarioanalyse ein, um zu verstehen, wie sich unterschiedliche Nachhaltigkeitsrisiken auf Ihren Betrieb auswirken könnten. Die gewonnenen Erkenntnisse können sowohl Ihre Risikomanagementansätze als auch Ihre Nachhaltigkeitsziele beeinflussen.
- Schulung und Kultur priorisieren: Aufklärung der MitarbeiterInnen über die Bedeutung der ESG und die Zusammenhänge mit ihren Aufgaben. Fördern Sie eine Kultur, in der Nachhaltigkeit eine kollektive Verantwortung ist.
Die CSRD bedeutet mehr als nur die Einhaltung von Vorschriften; sie kündigt ein neues Geschäftsparadigma an. Unternehmen können Schwierigkeiten bei der Nachhaltigkeit in Chancen umwandeln, indem sie ESG in Governance, Risikomanagement und Compliance einbinden. Sie können sich gegen verschiedene Risiken wappnen, von Strafen bis hin zu Rufschädigung. Darüber hinaus können sie Investoren, Kunden und Talente anziehen, die nachhaltigen und verantwortungsvollen Unternehmen zunehmend Priorität einräumen.
In Zukunft werden die Grenzen zwischen ESG und GRC weiter verschmelzen. Die CSRD ist nicht nur eine europäische Richtlinie, sondern ein weltweites Zeichen dafür, dass nachhaltiges Unternehmertum ein umsichtiges Unternehmertum ist. Unternehmen, die sich diese integrierte Strategie zu eigen machen, werden die Vorschriften erfüllen und in der nachhaltigen Wirtschaft von morgen erfolgreich sein.